In den Donna-Leon-Krimis spielt Annett Renneberg die Signorina Elettra. Ein Sonntagsgespräch über Sonnenaufgänge am Canal Grande, Peter Zadeks „Hamlet“ und das Glück, auf einem Bauernhof zu leben.
Es ist eine Rolle wie geschaffen für sie: Eine Schauspielerin, die eine Sängerin spielt. Nicht irgendeine Sängerin, sondern die „Königin der Nacht“. Wenn es in der Gesangskunst so etwas wie einen Olymp gibt, dann thront die „Königin der Nacht“ an seiner Spitze. „Ich musste nicht lange überlegen, ob ich die Rolle annehme“, lacht Annett Renneberg: „Ich habe das Stück kurz vor oder kurz nach meinem Abitur gelesen und habe es schon damals grandios gefunden.“
„Ich hatte mir überlegt, als kleine Zugabe noch ein Lied zu singen, nicht wissend, dass dies absolut verboten ist“
Im Interview mit der Schauspielerin Annett Renneberg
„ICH FREUE MICH AUF DIE KRIMINACHT“
Die Schauspielerin Annett Renneberg moderiert am Samstag die zweite Thüringer Kriminacht im Druckwerk unserer Zeitung. Wir sprachen vorab mit der gebürtigen Rudolstädterin.
LIEBE IST… IHR MIT LEIB UND SEELE EINEN GANZEN ABEND ZU WIDMEN
„Die Liebe – gibt es etwas Wichtigeres?“ fragt Annett Renneberg. „Alles auf der Welt passiert aus Liebe. Oder aus Mangel daran.“ So einfach, so wahr.
ES IST, WAS ES IST.
Ihrem Lieblingsthema hat die bekannte TV-Schauspielerin („Commissario Brunetti“/ARD, „Kommissar Stolberg“/ZDF) unter diesem Erich-Fried-Motto jetzt einen ganzen Abend gewidmet: Im Freizeitforum Berlin-Marzahn hatte ihr Programm Premiere und fand, um es vorweg zu nehmen, ein zu recht begeistertes Publikum.
Annett Renneberg zeigt in nPeer Gynt“ am Berliner
Ensemble, wie viel Stärke in der Sanftheit liegt
…Das Publikum nimmt die Aufführung mit großem Jubel entgegen.
Die Inszenierung von Gerd Heinz ist klar, uneitel, unaufdringlich. Der Altmeister feiert ein spätes Debüt in Salzburg. Der grosse Martin Zehetgruber baute die Bühne. (…)
Sven Eric Bechtholf zog alle Register seines großen Könnens. (…..)
…. Annett Renneberg gab eine großartige ‚ Königin der Nacht‘ , zickig, am Rande der Hysterie, gleichzeitig verletzlich und sehr komisch, ein Opfer des Kunstleistungssports.
Christian Grashof als (…) blinder, ständig saufender Vater war unspektakulär präzise und sehr, sehr gut.(…)
Bechtholf ist ein wunderbarer Repräsentant, wenn es um die Darstellung des untergehenden Bürgertums geht. In dieser Interpretation schlummert viel von Schnitzler.
Das gilt auch für Renneberg.
Sie gibt der Königin nicht nur die nötige Skurrilität, die das Leiden der Künstlerin betont, sondern auch gehöriges Pathos, das den Effekt vermindert, die „Koloraturmaschine“ stehe vor dem Stillstand. Diese Dame ist lebhaft und hat tatsächlich eine geläufige Gurgel.
Annett Renneberg ist die Königin der Nacht, die „Koloraturmaschine“, wie es im Text vermeintlich so diffamierend heißt. An dieser Figur und ihrer Interpretation aber wird deutlich, was für hohen Respekt Thomas Bernhard vor Sängern und anderen Künstlern hatte. Auch wenn ihm keine Kunst heilig gewesen zu sein scheint. Jedenfalls nicht der Umgang mit ihr.
Gier nach Ikonen
Annett Renneberg setzt auf stimmliche Differenzierung. In der Szene in der Künstlergarderobe schleudert sie ihre Sätze wie ent-menschlicht heraus, kalt und rauchig, um immer und immer wieder die glockenhellsten Koloraturen anzusetzen. Schließlich steht der Auftritt der sternenflammenden Königin unmittelbar bevor. Dann, beim Diner, wird sie sich menschlich geben, momenthaft fast herzlich – und damit angreifbar, verletzlich. Ihr erbarmenswertes Husten will ja keiner der Männer hören, schon gar nicht der Arzt, der sich ein letztes Mal handfest in die Anatomie des männlichen Unterleibs hinein steigert.
Vom Kleid der Königin der Nacht muss man auch reden! Der sommerliche Festspiel-Boulevard giert ja nach Ikonen. Der Styropor-Elefant in Mammutgröße und der lebende Esel in Richard Strauss‘ „Liebe der Danae“ sind heuer solche Bewunder-Dinge, so wie das Swarowsky-kristallbesetzte Kleid der Anna Netrebko für eine konzertante Opernaufführung (angeblich das teuerste der Festspielgeschichte) – und eben das Kostüm der Königin, das so recht zur Geltung kommt, wenn Annett Renneberg die hohe Stufe hinauf steigt zum links und rechts von einem Blumenmeer umgebenen Schminktisch und kurz wie eine Statue in Rückansicht verharrt. Wie eben der Arzt sagt: „Menschen und Geschöpfe sind zweierlei“ … und erst Kunst-Geschöpfe!